feberatmen

 
 

 Zum Gedichtband Feberatmen

In drei Zeilen die Toskana einfangen-

Toskana-Feber,

nicht mehr Winter, noch nicht Frühling-

die vielbesungene, vielgeliebte Landschaft

ohne Hitze, ohne die überquellende

Fruchtbarkeit des Sommers,

in fünf, sieben, fünf Silben.

Das Haiku ist die kürzeste Gedichtform,

die von der Natur im Jahresablauf erzählt.

Es ist bildhaft,

bringt Augenblicke, Schnappschüsse

in die Zustandsform des Wortes,

immer auf der Suche

nach dem Wesen der Dinge.

Hubert Thelers Haikus sind

Beschreibung ohne Satzbau,

substantivisch festhaltend,

nicht starr, sondern poetisch verdichtet,

manchmal mit einem Akzent von Komik.

Diese Haikus sind dennoch sehr perönlich.

Eine seelisch-psychische Dimension,

sinnlich empfundene Eindrücke

sind in den Adjektiven untergebracht.

Sie schaffen es, aus ihrer

sachlichen Distanz herauszutreten,

warm zu werden und innig zu berühren.

Dr. Anna-Maria Eder