Medjugorje – ein Wallfahrtsort mit Marienerscheinungen seit 1981, ein Künstler mit Bleistift und Fotoapparat, eine Künstlerin mit Malstiften. Die Annäherung an die heiligen Berge: der Erscheinungsberg und der Kreuzberg. Lebendige Steine, auf dem Weg hinauf, sprechende Steine, spirituelle Erfahrungen. Die Steine gehören zum Medjugorje wie der weite Himmel, wie das Wasser, das Atmen des Windes. Sie prägen die Landschaften mit ihren Feldern und Umfriedungen, mit ihren Steinhäuschen und Rebbergen.
Als ich vor mehr als siebzehn Jahren zum ersten Mal den Podbrdo (Erscheinungsberg) und später den Krizevac (Kreuzberg) hinauf ging, ahnte ich, dass diese Steine am Weg keine gewöhnlichen Steinwüsten bilden, sondern Ecksteine, Ecksteine eines spirituellen kollektiven Bewusstseins. Plötzlich blickten sich mich an: Landverhüllte Antlitze, erstarrte Schreie, plumpe Gesichtszüge in fortwährender Metamorphose mit ihren Körpern unter der Erde. Ich sah sie und je mehr ich sie sah, desto mehr sahen sie mich an. Meinen existenziellen Schrecken konnte ich nur versuchen zu bannen, indem ich diese Eindrücke mit einer Fotokamera einfing und Texte schrieb. Dann erwachte in mir langsam der Wunsch, diese Impressionen künstlerisch zu verarbeiten. Mit der jungen bildenden Künstlerin Carla Isler beschritt ich mit diesem Projekt einen neuen Weg, der Jahre dauern sollte. In dieser Zeit las ich eine Deutung, die meines Erachtens genau auf dieses Projekt zutraf. Ein heiliger Priester schrieb: „Auf den heiligen Hügeln des Podbrdo und des Krizevac geschieht eine geistige Transformation. Das Gebet der Pilgerinnen und Pilger formt aus Leid und Schmerz mit der Gnade der Königin des Friedens die Erlösung, das Stillen ihrer materiellen und geistigen Ängste und Nöte. Der neue Mensch, der vom Berg herabsteigt, hinterlässt die Spuren seiner Bussen und Gelübde in diesen Steinen, die schreien möchten... wie damals beim Einzug Jesu in Jerusalem: „Gelobt sei, der da kommt, der König, im Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! Und einige Pharisäer in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“ (Lk 19:38-40).
Das Buch ist in sechs Sprachen verfasst. Der gesamte Erlös aus dem Verkauf geht an die Stiftung zur Förderung junger Künstler und Künstlerinnen in Bosnien und Herzegowina: Fundation Fra Slavko Barbaric. Der Stiftungszweck ist die finanzielle Unterstützung von mittellosen, begabten Studierenden in Bosnien und Herzegowina.
Die ersten Fotos entstanden 2005, die Zusammenarbeit mit der Künstlerin Carla Isler dauerte von 2013-2016.